Thomas Vaucher

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Rezensionen Lokis Fluch

literra.info

Thomas Vaucher: Lokis Fluch

Mit Spannung erwartet: Der erste Band der Heftroman-Serie "Aegirs Flotte" ist erschienen. Das Projekt des Arcanum-Verlags begann als offene Ausschreibung für Autoren, basiert auf der germanischen Mythologie und spielt in dem Zeitraum zwischen der Endzeitschlacht Ragnarök und der Neuschöpfung der Welt. Zehn Manuskripte wurden ausgewählt, die nun im Laufe eines Jahres erscheinen sollen.

Thomas Vaucher gleich zweimal in "Aegirs Flotte"

Den Anfang macht "Lokis Fluch" von Thomas Vaucher. Der Autor, dessen Text an so prominenter Stelle platziert wurde, hat es sogar geschafft, den Verlag gleich zweimal zu überzeugen: Unter den zehn Auserwählten ist mit "Heimdals Vermächtnis" noch ein zweiter Heftroman aus seiner Feder, der in der ersten Staffel erscheinen wird.

Dreifacher Fluchträger als Ich-Erzähler

Der Held des Abenteuers ist Leif Erlingson, ein junger Krieger aus dem Dorf Drögstad, der von einem Berg aus den Kampf zwischen Göttern und Unholden beobachtet. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Menschheit offenbar noch nicht beteiligt an dem Kriegsgeschehen, abgesehen von dem Umstand, dass sich die meisten Bewohner ängstlich versteckt halten. Seine unbedachte Äußerung, er hoffe darauf, dass der Verräter Loki nun endlich gerichtet und mit seiner Brut untergehen wird, hat schreckliche Folgen. Der herausgeforderte Gott sendet das furchtbare Ungeheuer Hrafnir, ein Kind von Fenriswolf und Midgardschlange, das ins Dorf einfällt und mehrere Menschen tötet. Daraufhin wird Leif als der Schuldige verbannt. Er kann nur in die Dorfgemeinschaft zurückkehren, wenn er Hrafnir besiegt und das abgeschlagene Haupt des Ungeheuers nach Drögstad bringt.
Der Roman ist spannend, reich an kämpferischen Begegnungen und lässt einige alte Bekannte aus der nordischen Mythologie auftreten. Hrafnir ist ein sehr interessantes Ungeheuer, das einen würdigen Gegner für Leif darstellt.
Sehr ungewöhnlich ist auch die Idee, dass Leif durch die Tötung Hrafnirs einen zweiten Fluch auf sich lädt, und anschließend noch einen dritten, diesmal jedoch nicht von Loki. Der dreifache Fluchträger, der gleichzeitig Ich-Erzähler ist, verliert nach und nach alle seine Verwandten und Freunde.

Lokis Enkel - ein Kind von Midgardschlange und Fenriswolf

Sprachlich ist der Roman, vor allem durch die langen Plusquamperfekt-Passagen am Anfang und durch die Angewohnheit, Relativsätze mit "welcher" zu beginnen, zum Teil etwas ungelenk. Die Beschreibung, Hrafnir sei "Tochter der Midgardschlange, Sohn des Fenriswolfs und Enkel von Loki" klingt zumindest etwas merkwürdig. Nur wenige mythologische Wesen sind gleichzeitig Tochter und Sohn, und Hrafnir zeigt jedenfalls keine hermaphroditischen Züge. Doch ist die Geschichte insgesamt gut gelungen.
Da im letzten Kapitel ein Horn auftaucht, das allerdings noch nicht zum Einsatz kommt, ist zu vermuten, dass sich die Handlung von "Lokis Fluch" im Roman "Heimdalls Vermächtnis" mit Leifs Abenteuerfahrt fortsetzen wird und dass es sich bei dem Horn um Heimdalls Giallarhorn handelt.

Cover von Hans-Jürgen Unger

Das Cover von Hans-Jürgen Unger ist sehr ansprechend und stimmungsvoll. Es ist in dunklen Grünblautönen gehalten und zeigt die schwarz Silhouette eines Baumes, möglicherweise einer Esche, unter einem bleichen, teilweise wolkenverhangenen Vollmond. Zur Ausstattung gehören auch ein Glossar für die nicht ganz so "eddafesten" Leser und zwei Illustrationen von Kristina Ruprecht.

Fazit: Ein spannender und ideenreicher Roman voller Kämpfe. Entwicklungsmöglichkeiten sind gegeben.

Thomas Vaucher: Lokis Fluch. Drei Welten - ein Feind: Aegirs Flotte I. Heftroman. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2010. 58 S., Euro 4,95.

Petra Hartmann


grimoires.de

Beschreibung:

Ragnarök, die letzte Schlacht ist geschlagen. Nach wie vor existiert Midgard, doch Monster wandern durch as Land und niemand weiß, was nun geschehen wird: Ragnarök ist das Ende der Welt. Einer er umherirrenden Menschen ist Leif Erikson, der in einem unbedachten Moment den Zorn Lokis auf sich zieht. Mit einem Fluch und dem Exil geschlagen, nur eine Hand voll Getreuer um sich, sucht er einen Weg zur Rettung.

Das Buch erhält 6 von 10 Punkten.

Der Titel und das Setting des Buches greifen die nordische Mythologie auf - allerdings nachdem diese geendet hat. Der Ansatz ist interessant; leider bleibt insbesondere das mythische Umwelt hinter den Erwartungen zurück.

Fluch und Schicksalsgemeinschaft

Der grundlegende Plot ist uralt – bei einer Geschichte, die vor mythologischem Hintergrund spielt macht das im Prinzip wenig aus und die Handlung ist auch passend: Der Protagonist erzürnt einen Gott, wird verflucht und verbannt. Mit einigen Getreuen zieht er ins Exil um ein Monster zu töten und in die Heimat zurückkehren zu können. Dieses Muster wird auf sehr einfache Weise durchgespielt: die Gemeinschaft verliert Männer, ein Fluch kommt zu anderen. Soweit ist die Geschichte durchaus kurzweilig – ironischerweise gereicht ihr jedoch gerade der so reiche Hintergrund der nordischen Mythologie zum Nachteil.

Nordische Figuren ohne Nordisches Flair

Die Nordische Welt wirkt nämlich hohl und nahezu beliebig. Ja, wir haben Leif und andere nordischen Namen, treffen auf einen Zwerg (Schwarzalb) und den Speer Gungnir. Allerdings sind diese kaum als die Wesen der Mythen erkennbar: Loki beispielsweise hielt ich eher für eine Norne; der Speer Gungnir kann seltsam einfach aus der Luft gefischt werden. Gut: es gab einen zweifachen Fluch, der dies vielleicht rechtfertigt, aber ich stolperte doch sehr. Auch eine Walküre wirkt keineswegs walkürenhaft sondern einfach wie ein Element, das für das Setting typisch ist und hinzugefügt wurde. Schade! Ich fühlte mich nie wirklich in der nordischen Mythologie (oder deren Verlängerung). Fraglich ist für mich die genaue Zielgruppe: wer die Mythologie nicht kennt, dem fehlt Vorwissen; wer sie kennt, der wird typische Elemente suchen.

Zügige, düstere Handlung

Dennoch wollte ich das Werk nie weglegen – was auch an der Kürze liegt. Die Handlung ist simpel, mehrere Flüche werden auf den Helden geladen und es geht Schritt für Schritt vorwärts. Dies ist kein Heldenepos, nicht einmal ein tragisches. Schnell wird klar, dass der Protagonist nicht gewinnen kann und in der Tat geht es nach Ragnarök (dem letzten Kampf der Götter) nur noch bergab mit ihm.
Im ersten Teil kann vor allem die Jagd nach dem Monster Hrafnir Spannung bringen. Dieses Wesen existiert in den Mythen nicht, ist aber interessanterweise fast der stärkste Charakter der Geschichte und passt absolut in den Hintergrund hinein. Im weiteren Verlauf sinkt die Spannung jedoch leider einen guten Teil ab. Dies fällt zusammen mit der beendeten Jagd – erfolgreich mag man diese fast nicht nennen. Die zunehmende Düsterkeit und Amoralität kann dies nicht aufwiegen. Hier hätte es unter Umständen mehr Platz bedurft um dies auszuspielen.

Wenig Anspruch, verschenktes Potential

"Lokis Fluch" bleibt unter dem Potential zurück, das die Nordische Mythologie bietet. Sie wird hier im Titel angeführt; dies suggeriert dem möglichen Leser eine Verarbeitung der Mythen. Bekannte Figuren tauchen auf – aber nur kurz und wenig charakteristisch. Sie wirken nicht „echt“. Das ist schade und mein Hauptproblem mit der Geschichte: ohne das nordische Flair ist es lediglich die Geschichte eines Verbannten Fluchträgers auf der Suche nach Rache. Simple, anspruchslose Geschichten für zwischendurch haben ihren Zweck, aber bei diesem Titel hatte ich für mich einen höheren und anderen Anspruch im Geiste formuliert: Ich ging von einer stärkeren Verarbeitung der Mythen aus. Wer dies tut wird enttäuscht.

Nico