Wer ist Richard Winter
Es klingelte. Sydney, der zobelfarbene Langhaarcollie, bellte, sprang auf und rannte zur Tür. Richard Winter sah auf die Uhr und fluchte.
›Jetzt schon?‹
Mit der rechten Hand ergriff er einen Pullover sowie seinen knielangen, grauen Wollmantel, die beide auf dem Sofa lagen, mit der linken einen Stapel Zeitschriften und Zeitungen, die sich auf dem Beistelltischchen türmten, und hastete damit in den Flur. Während er die Zeitschriften und Zeitungen in eine mit Altpapier bereits überquellende Papiertüte fallen ließ, so dass die Hälfte davon wieder zu Boden rutschte, hängte er Pullover und Mantel über die Jacken, die in seiner Garderobe hingen. Der Pullover blieb hängen, der Mantel jedoch fiel zu Boden und gesellte sich zu den Zeitungen.
›Verflucht!‹
Er bückte sich nach dem Mantel und hängte ihn diesmal um einiges vorsichtiger über den Stapel Jacken in seiner Garderobe, als es ein zweites Mal klingelte. Sydney bellte erneut und wedelte erwartungsvoll mit dem Schwanz.
»Ich komme!«
Winter sah kurz in den Garderobenspiegel. Blaue Augen blickten ihn aus einem unrasierten Gesicht an. Er wusste, dass sie es lieber hatte, wenn er glattrasiert war, doch sein Dreitagebart stellte fast schon ein Markenzeichen von ihm dar. Aber vielleicht, dachte er selbstironisch, war das auch nur eine Ausrede, weil er es hasste, sich zu rasieren. Er grinste kurz und strich sich mit den Händen das von grauen Strähnen durchzogene schwarze Haar glatt. Dann ging er zur Tür, öffnete und setzte ein – wie er hoffte – strahlendes Lächeln auf.
-> Richard Winter war früher Kriminalkommissar. Seit er wegen einer Verfehlung vor einigen Jahren entlassen wurde, arbeitet er als Privatdetektiv. Er hat einen Hang zum Übersinnlichen. Seit dem Harlekin-Fall kennt und engagiert man ihn für Aufgaben, die die konventionellen Grenzen überschreiten: Okkultes, Unerklärliches, vor allem aber Scharlatanerie. Er hat Erfolg damit - auch wenn überwiegend leichtgläubige Damen und Esoteriker seine Kunden sind. Der Incubus ist ist nach "Die Akte Harlekin" und "Blutmond" sein dritter Fall.